Geschichte der Alten Schule

1829

entstanden die Pläne für den Bau eines neuen Schulgebäudes, deren Originale noch erhalten und in der Ausstellung zu sehen sind. Zuvor fand der Unterricht vermutlich im Rathaus und im Pfarrhaus statt.

 

1831

Errichtung des Schulhauses. An der Fassade ist an einem Balken zwischen den Eingängen als Inschrift zu lesen: „Erbaut im Jahr 1831 den 28ten July, unter der Aufsicht des Bürgermeisters Brandt, Stadtbaumeisters J. G. Schleiter, Rathschöpfen C. Paar, J. Dörr, M. Klingelhöfer, G. Althaus, J. Wagner, J. Schleiter. Zimmermeister war Johannes und Ludwig Ruckert.“

 

Fritz Himmelmann berichtet in seinem 1939 erschienenen Heimatbuch der Stadt Rosenthal: „Die Bausumme des älteren Hauses wird mit 1375 Taler angegeben. [...] Für Branntwein bei den Baufuhren werden rund 50 Taler aufgeführt; z.B. beim Bauheben für 13 Taler Bier, für die Kinder beim Ziegelreichen einen Schoppen Branntwein und für 8 Albus Wecke, für Reinigen des Herrn Rektors Wohnung 3 Schoppen Branntwein und für 25 Kreuzer Wecke, zum Reinigen des Herrn Kantors Wohnung ½ Maß Branntwein und für 24 Kreuzer Wecke. Für die Musik beim Richtfest sind 4 Taler verausgabt worden. Die Bausumme wurde zum Teil durch den Verkauf des Dammtores auf Abbruch und eines Bauplatzes an Jakob Schneider [...] für 265 Taler gedeckt.“

 

Es besteht aus einem zweistöckigen Gebäude, in dem sich zwei Lehrerwohnungen befanden. In den beiden seitlichen, rund 60 qm großen Schulsälen wurden links die Knaben und rechts die Mädchen unterrichtet.

 

1834

lebten in Rosenthal 267 Jungen und 252 Mädchen unter 14 Jahren, 1843 waren es 261 Jungen und 278 Mädchen.

 

1841

wurde gegenüber ein zweites Schulgebäude mit einer Lehrerwohnung im Obergeschoss und zwei Schulsälen im Erdgeschoss errichtet. Den Schulhof zwischen beiden Schulgebäuden nannte man wegen seines Sandsteinpflasters „Roter Hof“.

 

1840er Jahre

Umwandlung der Naturalleistung von zwei Kliebern Holz pro Kind in eine Geldleistung.

 

1847

kam es zu einer Umstrukturierung: Nun unterrichtete ein Elementarlehrer die Mädchen und Jungen der ersten bis vierten Klassen, für die höheren Klassen gab es einen Mädchenlehrer, der zugleich Kantor und einen Knabenlehrer, der zugleich Rektor war.

 

1853

betrug die Schülerzahl 255 Kinder. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler lag immer über 200, was bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts annähernd konstant blieb.

 

1888

Einrichtung einer vierten Lehrerstelle. Mädchen und Jungen erhielten gemeinsamen Unterricht. Jeweils zwei Jahrgänge wurden gemeinsam unterrichtet: In dem Schulgebäude von 1841 die 1./2. und die 3./4. Klassen, in dem Schulgebäude von 1831 die 5./6. und die 7./8. Klassen. Diese Aufteilung blieb bis 1969 erhalten.

 

Für jedes Kind wurde 1,10 Mark Schulholzgeld erhoben.

 

1910-25

sanken die Schülerzahlen konstant bis zur Zahl von 121 Schülern und stiegen dann wieder kontinuierlich.

 

1920

Fitz Himmelmann (geb. 1890 in Frankenberg) kam nach seiner Kriegsgefangenschaft als Lehrer nach Rosenthal.

 

1933

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde der Schulbeginn auf den 1. Mai verlegt. An diesem Tag nahm die Schule geschlossen teil an der Rundfunkübertragung der Rede Hitlers. Lehrer Otto stellte hierfür seinen Radioempfänger zur Verfügung. Auch an weiteren Umzügen aus Anlass verschiedener Kundgebungen nahm die Schule teil.

 

1933-35

instruierte Lehrer Otto seine Schüler, nicht mit der jüdischen Schülerin Ruth Rosenberg zu sprechen, nicht gemeinsam mit ihr zu essen oder zu spielen. Sie durfte nicht am Turnunterricht teilnehmen und wurde auf Veranlassung Lehrer Ottos nach dem Unterricht von Klassenkameraden verfolgt, geschlagen und mit Steinen beworfen. 1935 wechselte Ruth Rosenberg zu einer Privatschule in Marburg.

Lehrer Himmelmann und Lehrer Möller hingegen ließen sich gegenüber den beiden jüdischen Kindern (Ruth Rosenberg und Horst Goldschmidt) nichts zuschulden kommen.

 

1934

wurden 168 Kinder beim Unterricht gezählt. Am 28.3., dem letzten Schultag des Schuljahres 1933/34 erklang bei der feierlichen Entlassungsfeier ein dreifaches „Sieg Heil“, ebenso nach den Osterferien am 10.4.. Am 1. Mai schlossen sich die Schulkinder dem Umzug der Hitlerjugend an.

 

1935

verließ Lehrer Fritz Himmelmann die Schule und wechselte nach Roth.

 

1937

wurde Lehrer Möller (geb. 1903) Rektor.

 

1939

führte Lehrer Möller (ab 1.4.1937 in Rosenthal) mit seinen ersten Klasse eine Seidenraupenzucht ein, um Seide für Fallschirme herzustellen. Die Maulbeerbäume der Stadt gaben nicht genug Blätter, so dass Nachschub aus Hertingshausen geholt werden musste.

 

Zum Kriegsausbruch wurde Lehrer König nach Roda kommandiert und der Unterricht wurde auf Lehrer Otto und Lehrer Möller verteilt.

 

Im Dezember kamen 5 Jungen und 15 Mädchen von rückgeführten Volksgenossen aus dem Saarland als Gastschüler. Nach Ende des Feldzugs gegen Frankreich im Sommer 1940 kehrten sie in ihre Heimat zurück.

 

1940

Diphterie-Epidemie in Rosenthal. Die Schule wurde geschlossen.

 

1941

wurde Lehrer Otto Rektor.

 

1945

Am 30.3. kamen amerikanische Truppen nach Rosenthal, die auch das Schulgebäude besetzten. Lehrer Möller war noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt, Lehrer Otto in politische Haft genommen. Lehrer Brandt aus Kassel wurde mit der Leitung der Schule beauftragt, Lehrerin Klingelhöfer mit als weitere Lehrkraft ernannt. Fräulein Trust war als Schulhelferin tätig.

 

1946

Am 1.7.1946 waren von 230 Schulkindern 78 Evakuierte. Der Unterricht litt unter Mangel an Schulbüchern und Schreibmaterial sowie an Lehrpersonal, so dass Laienkräfte hinzugezogen wurden.

 

1947

Einrichtung einer Schulspeisung wegen Unterernährung vieler Kinder. Nach erfolgter Entnazifizierung übernahm Lehrer Möller wieder das Rektorat.

 

Ruth Rosenberg schrieb aus New York eine Erklärung zu den Misshandlungen, die sie als jüdische Schülerin 1933-35 in Rosenthal unter Lehrer Otto erlitten hatte.

 

1948

kam Frau Ottilie Franta, verwitweter Flüchtling aus dem Sudetenland an die Schule und Lehrer Hans Finger wurde eingestellt. Im zweiten Schulgebäude wurde in der Waschküche und einem Holzlager ein fünfter Schulsaal eingerichtet. Die Lehrerwohnungen waren belegt mit Flüchtlingen und Evakuierten.

 

1951

Anschaffung von Tischen und Stühlen für die Klassenräume der 5./6. und der 7./8. Klassen. Mit der Möbellieferung am 22.11.1951 kamen auch eine neue Schiebetafel, ein Tisch mit versenktem Sandkasten und neue Lehrerschreibtische.

 

Zuvor saßen die Kinder „noch auf Bänken, wie sie in der Zeit Friedrichs des Großen modern waren“ (Lehrer Möller, Festschrift 1988, S. 202) und auf zweisitzigen Bänken, die hiesige Schreiner nach dem ersten Weltkrieg angefertigt hatten.

 

1959

wurde Lehrer Möller nach Caldern versetzt. Lehrer Otto wurde mit der stellvertretenden Leitung beauftragt.

 

1960

wurde Lehrer Hans Finger (geb. 1923 in Willersdorf) Rektor.

 

1961

kamen Lehrer Herbert Doss und Lehrerin Erika Klotz an die Schule.

 

1969

endete der Unterricht in der Alten Schule. Zu diesem Zeitpunkt werden die Lehrerwohnungen genutzt von Heinrich Gröschner und Herbert Doss (Rektor in der neuen Schule ab 1979) mit ihren Familien. Gegenüber wohnte die Lehrerin Gertrud Muth.

 

Am 4.9.1969 wird die neue Schule am Lindenrain in Betrieb genommen und am 15.12.1969 offiziell eingeweiht. Seit 1994 trägt sie den Namen „Nicolaus-Hilgermann-Schule“.